Schöner kann der April nicht beginnen. Sonne satt, frühlingshafte Temperaturen, Blütenträume in den Schaugärten und die Ausstellung der Studierenden der Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau.
Unter dem Motto „Veitshöchheimer Dreiklang – Zeit für Zukunft“ hatten die angehenden Techniker für Samstag, den 1. April, und Sonntag, den 2. April, auf das Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim (LWG) eingeladen. „Mehr als 2.100 Besucher kamen zur inspirierenden Präsentation für alle Garten- und Weinfreunde. Und die Kinder sind da noch nicht mitgezählt“, berichtet Schulleiter Arved von Mansberg begeistert.
Zwei Tage lang die vielen Fragen der Besucher zu beantworten, war für die ausstellenden Studierenden eine Herausforderung. „Aber es hat Spaß gemacht und war eine wertvolle Erfahrung“, meinten die Studierenden aus der Gartenbauklasse (2. Schuljahr).
Seit Juli vergangenen Jahres hatten die Studierenden die Ausstellung vorbereitet. Dazu gehörte das Entwerfen und Gestalten von Flyern, Plakaten, Pressemappen und Informationsmaterial für Besucher. Sponsoren mussten gesucht und die Ausstellungsbeiträge konzipiert werden. Entwurfspläne wurden angefertigt und Material bestellt. Plakate und Flyer wurden in Veitshöchheim und Umgebung verteilt. Für den Aufbau selbst standen je nach Umfang des Ausstellungsbeitrages zwei bis vier Tage zur Verfügung.
Die Studierenden der Fachrichtung Gartenbau führten eine Woche vor dem Ausstellungtermin eine Guerilla-Marketing-Aktion am Vier-Röhren-Brunnen in Würzburg durch. Sie hatten aus Hasendraht, Zeitungspapier und Bauschaum eine ca. zwei Meter lange Hand modelliert. In die nach oben geöffnete Handfläche pflanzten sie unter anderem Narzissen, Primeln und Traubenhyazinthen. Mit dieser Aktion haben sie viele Passanten auf die Ausstellung in Veitshöchheim aufmerksam gemacht.
Die drei Fachrichtungen Gartenbau, Garten- und Landschaftsbau sowie Weinbau und Oenologie hatten die „Dachmarke“ Veitshöchheimer Dreiklang vom vergangenen Jahr beibehalten und um den Slogan „Zeit für Zukunft“ ergänzt. Jede Fachrichtung hatte sich für ihre Ausstellungsbeiträge noch ein eigenes Motto ausgedacht.
Ein zarter Blütenduft lag in der Luft im Trainingsgewächshaus der Gartenbauklasse. Kleine Kostproben wie Kiwi-Smoothies oder Kräuter-Muffins lieferten frische Vitamine aus dem eigenen Garten. Als „Superfruits“ präsentierten die Studierenden Heidelbeeren, Kiwis und Aroniasträucher. Selbst bereitete Liköre mit Zitronen- und Melissen-Geschmack oder einer Apfel-Basilikum-Mischung kitzelten den Gaumen. Mit unkonventionellen Gefäßen für den Anbau von Gemüse auf kleinstem Raum, wie zum Beispiel auf dem Balkon, gaben die Studierenden den Besuchern Anregungen für Urban-Farming. Hier wie auch im Beitrag „Vertikalbegrünung“ fanden Gartenliebhaber Ideen für den Anbau von Pflanzen an einer senkrechten Wand. Sowohl Salat, Kohlrabi und Radieschen als auch robuste Grünpflanzen können nicht nur im gewachsenen Boden sondern auch in vertikalen Pflanzsystemen kultiviert werden. So entstehen ansprechende, immergrüne Wandbilder oder ein Sichtschutz zum Nachbarn.
„Upcycling“ war ein weiteres Thema mit Zukunftscharakter, das immer mehr Anhänger findet. Anstatt immer neue Müllberge zu produzieren werden leere Verpackungen als Pflanzgefäße genutzt. Ein Trend, der in den 70er Jahren schon bekannt war, findet bei der jungen Generation immer mehr Freunde.
Unter dem Slogan „Pura Vida“ präsentierte eine Studierende duftende Kräuter zum Würzen von Grillgerichten und für die Gesundheit. Ohne Bienen kein Obst, ohne Obstblüten keine Bienen. Die Besucher für den Erhalt dieses Zusammenspiels zu motivieren, war das Anliegen eines weiteren Ausstellungsstandes. Und wenn die gepflanzten Apfelsorten doch nicht schmecken sollten, gibt es die Möglichkeit, mit einer anderen Sorte zu veredeln. Anschaulich wurde das Veredeln in einer Live-Show von angehenden Technikern vorgeführt.
Auf der Freifläche vor dem Trainingsgewächshaus konnten sich die Ausstellungsbesucher zwei Kleingewächshäuser und verschiedene Modelle von Hochbeeten für Balkon oder Terrasse anschauen. Im Stand daneben informierte ein Studierender über die positiven Wirkungen auf die Pflanzen, wenn sogenannte Effektive Mikroorganismen eingesetzt werden.
Im Treppenhaus und in den Sanitärraumen des Schulgebäudes hatten die Studierenden Dekorationsbeispiele aufgebaut, die von vielen Besuchern bewundert wurden.
Den sonst so nüchtern mit Tischen und Stühlen eingerichteten Sebastian-Englerth-Saal hatten die angehenden Techniker der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau in einen wunderschönen Garten verwandelt. Mittelpunkt war der Bachlauf von der einen Seite des Raumes zur anderen. An den Außenwänden des Saales entlang verteilten sich kleine Gartenflächen mit verschiedenen Themen, z. B. zur Verwendung von Holz, Stein, Stauden oder Gehölzen im Garten. Aus alten Paletten oder Weinkisten wurden wunderschöne Gestaltungselemente für den Garten gebaut. Großes Interesse erregte auch die Kräuterschnecke, besonders nach dem korrekten Bau wurde gefragt.
Die Vielfalt und die Tatsache, dass alles in nur vier Tagen aufgebaut wurde, erstaunte viele Besucher. Sie waren vor allem gekommen, um die hochwertige Beratung durch die angehenden Techniker zu nutzen. So wollten die Besucher unter anderem wissen, wie Hochbeete richtig gebaut und befüllt werden oder welche Technik für einen Bachlauf benötigt wird und was bei der Gartengestaltung beachtet werden muss.
Die vielen verschiedenen Beläge aus Stein brachten viele Besucher zum Staunen. Auch die täuschend echte Holzoptik von Betonplatten überraschte. Reges Interesse zeigten die Gäste an den großen und kleinen Gartenhelfern wie zum Beispiel einer automatische Beregnungsanlage oder einem Mähroboter.
Ganz besonderes Highlight war die stündliche Verdunkelung des Raumes. Dann konnten die Besucher die phantastische Atmosphäre des erleuchteten Gartens genießen. Die Studierenden hatten verschiedene technisch hochwertige Beleuchtungselemente in den „Mustergärten“ installiert.
Im Wintergarten vor dem Sebastian-Englerth-Saal zeigten vier Studierende Fachbücher für den Garten- und Landschaftsbau und informierten über die Aus- und Fortbildung in ihrer Sparte des Gartenbaus. Am Glücksrad gab es Gewinne in Form von Süßigkeiten über Eisgutscheine und Fachzeitschriften bis hin zu einer zehnminütigen Baggerfahrt und einem Jahresabo für eine Fachzeitschrift.
Die angehenden Weinbautechniker berichteten mit ausdrucksstarken Bildern in Form von Postern und einer Diashow von ihren persönlichen Erlebnissen während der Exkursion nach Südafrika in der Zeit vom dritten bis zum zwölften März 2017.
Die Besucher der Ausstellung konnten zwei südafrikanische Weine probieren und mit zwei fränkischen Weinen der LWG vergleichen, um sich ein eigenes Bild von der Weinqualität in Südafrika machen. Zur Verkostung standen zur Verfügung: ein 2016er Buitenverwachting Sauvignon Blanc trocken im Vergleich mit einem 2016er LWG Sauvignon Blanc trocken sowie ein 2011er Hamilton Russell Pinot Noir trocken im Vergleich mit einem 2014er LWG Spätburgunder trocken. Dazu gab es Oliven aus Südafrika sowie Biltong (getrocknetes Rindfleisch).
Für beide Ausstellungstage hatten die Studierenden ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm für die Besucher zusammengestellt. Die angehenden Techniker der Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau informierten die Besucher zum Beispiel über regionale Gehölze, Staudenbeete, Gestaltungsmöglichkeiten mit Wasser im Garten und die notwendigen technischen Grundlagen, über vertikale Gärten und regionale Steinprodukte. Zwei Studierende stellten die Entwicklung des Garten- und Landschaftsbaus vor. Originelle Ideen, wie man aus alten Sachen neues Design für den Garten schaffen kann, zeigte ein weiterer Beitrag auf.
Bei den Vorträgen der Fachrichtung Gartenbau reichten die Themen vom geeigneten Apfel für Allergiker, robuste Apfelsorten für kleine Gärten, Frühlingsgemüse bis hin zu Rosen und Clematis. Unter dem Titel „Der Mensch und die Nessel – eine brennende Liebe“ schwärmte ein Studierender von den nützlichen Eigenschaften der Brennnessel.
Welche Fragen stellt man Ausstellungsbesuchern, um zu erfahren, ob die Besucher zufrieden waren? Wie erfährt man etwas über die Altersstruktur, den Beruf oder die Erwartungen der Besucher? Wie bringt man Besucher dazu, an einer Befragung teilzunehmen? Wie wertet man eine Befragung aus? Alles das lernen die Studierenden der Fachrichtung Gartenbau im Marketing-Unterricht des ersten Schuljahres. Die Ausstellung der Technikerklasse bot den Studierenden aus dem ersten Schuljahr eine gute Gelegenheit, in Sachen Befragung Erfahrungen zu sammeln.
Nur mit der tatkräftigen Mithilfe von Mitarbeitern der LWG, Angehörigen und Freunden der Studierenden, der Studierendenmitverwaltung sowie den Studierenden des ersten Schuljahres waren Aufbau, Durchführung und Abbau der Ausstellung zu schaffen. Auch bei der Bereitstellung und Finanzierung der Materialien und Pflanzen gab es großzügige Unterstützung durch den Verband Ehemaliger Veitshöchheimer, durch elterliche Betriebe und zahlreiche Firmen.